Curvy Sports: eine Nische tritt langsam aus dem Schatten
Neulich, es war die Elle oder die Petra, war Curvy Sports sogar unter den neuen Trendsportarten aufgeführt. „Aha“! Dachte ich, so langsam tut sich was.
Einige kennen vielleicht meine eigene Kolumne, in der ich berichte, was ich so erlebe, wenn ich verschiedene Sportarten ausprobiere. Ich habe mich lange gescheut, darüber zu schreiben, weil Sport einfach so eng mit dem Abnehmehmen und mit den vermeintlich „perfekten Körper“ zu tun hat.
Genau darum soll es hier ja mal nicht gehen. Sport macht Spaß, gibt ein gutes Gefühl und ich finde es schade, wenn ich einige Emails zu dem Thema lese, dass sich viele diesen Genuss nicht zugestehen, weil sie sich nicht trauen. Auf dieses Thema gehe ich auch in einem umfangreichen Gastartikel auf einem anderen Blog ein.
Gestern erst fand ich ein Video, das mich echt umgehauen hat. Seit dem kann ich kaum noch still sitzen. Es zeigt Frauen beim Sport. Ganz ohne Fitnessmodels, stellt es die Lust und den Spaß an der Bewegung in den Vordergrund:
„Erstmal abnehmen und dann“ scheint auch beim Sport Thema zu sein. Diese Kausalität war ein großer Motor, der mich angetrieben hat, überhaupt über Sport zu schreiben und auch selber über einige Schatten zu springen.
Wie fühlt sich das an, wenn man mal was nicht machen kann, weil die Wampe im Weg ist? Gucken die alle, weil ich dick bin oder sind die überrascht, dass ich eine zweifache Drehung aus dem Stand hinbekomme? Wie ist das, wenn die Trainerin einen gut gemeinte Extraübungen geben will und mich dastehen lässt wie eine mit acht Armen? „Für Dich Ulrike, Du kannst das auch abwandeln“ Danke!
Curvy Sports eine Bewegung die mehr will
Meine Erfahrungen waren immer sehr gut. Gehänstelt worden bin ich nie, im Gegenteil, meine Aktivitäten haben mir eher bewiesen, dass die meisten Menschen nicht gemein sind und im Überigen auch anderes zu tun haben, als mir bei den Übungen zuzuschauen.
Bei manchen Sachen komme ich schneller an meine Grenzen, manchmal bin ich auch diejenige, die andere, die aufgeben wollen, motiviert weiter zu machen. Das ist oftmals auch einfach eine Frage der Tagesform.
Ich habe mich umgeschaut und festgestellt: ich bin nicht allein! Überall auf der Welt turnen, laufen, sporteln kräftig gebaute Frauen mit Übergewicht und zwar nicht, weil sie abnehmen wollen, sondern weil sie Spaß am Sport haben und fit sein wollen.

Leah Gilbert zum Beispiel ist Triathletin und mittlerweile selber Trainerin. Sie lebt in Australien.
Hier findest Du ein Portrait über sie.
Sie ist Teil der „Bodypositive“ Bewegung, die sich weltweit dafür einsetzt, Menschen unabhängig von ihrer Körperform, ein gutes Lebensgefühl (zurück) zu geben. Wenn ihr den hashtag mal auf Instagram eingebt, werdet ihr staunen, was sich da alles so tut und wieviele, meist Frauen, sich auf der ganzen Welt dieser Bewegung anschließen.
Curvy Yoga
Der 27 jährigen Jessamyn Stanley folge ich schon seit einiger Zeit auf Instagram und bin immer total baff, wenn ich ihre neuen Yoga Moves sehe. Hier mal mit einem Gast. Schaut euch ihren Account mal an, der totale Wahnsinn, was sie da hinlegt. Außerdem noch ein Interview und weitere Links und Accounts, die sich mit Curvy Yoga beschäftigen.
Curvy Yoga ist etwas, von dem wir demnächst noch mehr hören und sehen werden. Es gibt Kurse in Berlin und in vielen anderen Städten und Gemeinden (bitte gerne in den Kommentaren Adressen hinterlassen) In Hamburg werde ich euch Curvy Yoga demnächst mit Dörte genauer vorstellen. Hier noch ein Foto von so einer Curvy Yoga Klasse, das ich aus rechtlichen Gründen, nicht einbinde.
Wer sich schon mal warm turnen will, auf meinem Pinterest Board Curvy Sports findet ihr eine Anleitung.
Gemeinsam geht es leichter
In vielen deutschen Städten gibt es extra Sportangebote für übergewichtige Menschen. In Hamburg gibt es ein Schwimmbad, das jeden Samstag Vormittag für alle anderen geschlossen ist. Dort können dicke Menschen unter sich, an für sie abgestimmten Kursen, teilnehmen. Für viele der Teilnehmer/innen ist das oft die einzige Möglichkeit sich im Wasser zu bewegen. Ich war mal dort und einige berichteten mir, dass sie sich nur in diesem geschützen Rahmen in Badebekleidung zeigen möchten.
Auch bieten viele Fitness- und Sportvereine extra Kurse für Teilnehmer mit etwas mehr auf den Rippen an. Dort sind dann nicht nur die Kursinhalte angepasst, sondern die Teilnehmer unter sich. Das heißt zwar noch nicht „cury sports“ sondern irgendwas mit „mollig“, aber es kommt ja auf den Inhalt an. Dort werden schlanke Teilnehmer auch des Saales verwiesen, habe ich selber schon erlebt.
In England gibt es die „Fat Girls are running“ Initiative, eine Sache, die ich gerne nacht Deutschland improtieren würde …
Wenn das was für Dich ist, wäre sowas ein guter Einstieg und Du kannst Dich dort nach weiteren Angeboten umschauen. Erstmal da rein, etwas Erfahrung sammeln dann weiter sehen. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass Du nur dort hingehen kannst. Für viele sind „molly Kurse“ ein Anfang und von dort geht es Schritt für Schritt weiter.
If you like it. Do it!
Ich persönlich gehe nicht mehr in solche Kurse, weil ich mehr ausprobieren möchte und es nicht jedes Angebot auch in „kurvig“ gibt :-). Außerdem möchte ich damit aufräumen, dass die Dicken nur Aqua Jogging und Walking „dürfen“. Auch wenn ich beide Sportarten gerade intensiv teste, inklusive einem viertägigen Walking Boot Camp…
Dazu später mehr.
Ich probiere aus Neugierde und aus Leidenschaft aus. Es gibt einfach Sachen die liegen mir, wie fließende Bewegungen. Pilates, Yoga, aber auch Ballett sind solche Sachen, die ich probieren möchte. In diesem Sommer soll auch mal Standup-paddeling dran sein.
Wenn Du auch neugierig bist, setzte Dir keine Schranken und suche Dir jemanden, mit dem Du gemeinsam etwas ausprobieren kannst. Neulich habe ich auf einem Seitenkanal der Alster einen ziemlich dicken Typ in einem Kajak gesehen. Mein erster Gedanke: geil, diese Boote gibt es auch in XL? Das wusste ich nicht, jetzt steht es auf meiner Liste.
Wie ist es bei Dir? Welche Sachen liegen Dir? Was möchtest Du gerne mal ausprobieren?
Liebe Ulrike Bartos,
mit großer Begeisterung habe ich diesen Blog gelesen und hoffe es werden noch viele mehr lesen und ermutigt für sich etwas zu tun.
Ich selbst habe Kurven und beschäftige mich schon seit über einem Jahr mit dem Thema. Seit dieser Zeit bieten, mein Mann und ich, Yoga XL Kurse mit großer Begeisterung an. In schönem Ambiente unter Gleichgesinnten haben wir viel Spaß und Freude. Bestärkt mit positivem Feedback unserer lieben Teilnehmer und unserer eigenen Ansicht werden wir uns weiter mit diesem wichtigen Thema beschäftigen und mehr Menschen zu einem positiven Körpergefühl zu begleiten.
Herzliche Grüße
Tanja
Ich finde, daß es sogar ganz wichtig ist für „Pfundige“ Sport zu treiben. Es stärkt die Muskulatur und Faszien, entlastet so das Skelett und hält gelenkig. Man muss es am Anfang halt mit Sprungbewegungen aufpassen.
Was ich so traurig finde, daß man jenseits der Gr. 44 keine Sportklamotten sieht. Das würde die/ uns Moppelchen noch mehr motivieren sich sportlich zu zeigen. Macht im schicken Outfit halt mehr Spaß, als im „ausrangierten“ T-Shirt und Jogginghose. habe heute gerade wieder Erfolglos nach einem Laufoutfit (wetterfeste Jacke) gesucht… habt Ihr einen Tipp für mich?
liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
ich selber habe zähneknirschend auf H&M zurückgegriffen. So ganz zufrieden bin ich nicht.
Aber ich habe zwei Labels, die ich vorstelle, sowie ihr sie auch erreichen könnt. Vorher ist das immer etwas gemein. Dann sieht man die coolen Sportklamotten und kommt nicht ran.
Herzlichst
miss BARTOZ
ich spiele seit 20+ jahren rugby, mache kraftsport, seit einiger zeit zum ausgleich yoga, neuerdings cricket. ich mache sport nicht zum abnehmen, sondern weil es spass macht. alles andere waere albern.
Ich bin ziemlich kurvig.
Ich kann mich gut bewegen.
Ich hab mit viel Freude Yoga gemacht.
Beim Krieger 3 bin ich auch nach 2 Jahren noch umgefallen. Dafür hab ich die Hände bei Prasarita Padottanasana C hinterm Kopf auf den Boden bekommen. Und an guten Tagen gingen auch Angeber Asanas wie die Krähe. Und dann kommt dieser Yoga-Lehrer daher und sagt, dass ich mit 8 Kilo weniger richtig gut Yoga machen könnte. WTF? Unnötig zu erwähnen, dass mich das so genervt hat, dass ich mit dem Yoga aufgehört hab. Blöd eigentlich – aber der Stachel saß einigermaßen tief.
Also. Ich freu mich auf den Bericht über Curvy Yoga mit Dörte.
Schöne Grüße
Conny
Hallo Ulrike,
da ich mich gerne zu Musik bewege, habe ich Line Dance als meinen Sport auserkoren.
Tanzen nach Pop und Country, jeder für sich und trotzdem alle zusammen. Bei uns zählt nicht die Figur, Alter oder Geschlecht, man sollte nur Spaß an der Bewegung haben. Der Rest kommt von ganz allein. Das tolle ist, das man keinen Tanzpartner braucht und trotzdem in einer Gemeinschaft ist.
Ich selbst habe Größe 52 und bin Trainerin von zwei Gruppen. Und glaub ja nicht, dass ich nicht auch die Schlanken zum Schwitzen bringe :-)
Ich bin auch eine Plussize Sportlerin . . . Werde manchmal auch angesprochen „wie, du machst Sport ???“ . . . Ich finds echt frech von den nicht Divken solche Kommentare abzulassen . . .
Dennoch kann ixh inzwischen drüberstehen . . . Schließlich maxh ich Sport ausschließlich für mich . . . Es macht Spaß, man trifft coole Leute und ich hab weniger Zipperlein als ohne Sport . . . Also Mädels, rein in die Sport Klamotten und los gehts . . . Sucht euch nen Sport der euch WIRKLICH Spaß macht und lasst euch nicht entmutigen von anderen engstirnigen Kollegen . . . .
Liebe Ulrike,
vielen Dank für den Artikel und das Verlinken.
Ja, es wird Zeit darüber zu schreiben, reden, posten und wasauchimmer, um dicken Menschen den Weg zur Bewegung zu ebnen! Im Augenblick passiert gerde sehr viel in der „Szene“, ich bin mir aber nicht sicher, wie nachhaltig das sien wird. So lange jeder Hinz und Kunz aus rein finanziellen Erwägungen auf den dicken Bewegungszug aufspringen möchte, wird die Qualität darunter leiden. Das widerum führt eher zu Frustration und wenig Nachhaltigkeit. Natürlich geht das auch zu Lasten all jener, die so viel Herzblut investieren.
Das Risiko aller Dicken, die versuchen, professionell im Bewegungs-/Ernährungsbereich zu arbeiten, besteht in der Reduktion der Kompetenz auf „Der/die macht das, weil sie dick ist.“ durch Kollegen und „die Gesellschaft.“ Nee, die machen das, weil sie kompetent sind. Und zusätzlich sind sie dick.
So lange ich noch von Journalisten gefragt werde, ob ich als Yogalehrerin etwa Spagat odder andere „Angeberposen“ kann, bleibt noch viel zu tun.
Go girrrrls!
Herzliche Grüße,
Dörte
P.S.: Ja, ich kann Spagat, eine gewisse Beweglichkeit ist durchaus praktisch beim Yoga Unterrichten, aber nötig ist das nicht.