Vergangene Saison habe ich auf der Fashionweek Berlin Katja kennen gelernt, die sich auf der curvy umsah, um neue Kontakte zu knüpfen und Insprirationen für ihre Modekollektion mable zu sammeln.
Das fand ich spannend. Nachdem ich nun eher die Designer im Interview hatte, die schon lange und erfolgreich im Geschäft sind, freue ich mich, mal einen newcomer im Gespräch zu haben.
Hallo Katja, erzähle uns etwas über Dich.
Hallo, ich bin die Katja, wohne seit einigen Jahren mit meinem Bald-Ehemann in München und habe hier letztes Jahr nach meinem Bachelor-Abschluss in Modedesign „mable“ gegründet. Backen und lesen sind derzeit meine liebsten Freizeitbeschäftigungen, weil ich die leckeren Sachen aus dem Ofen gern zu einem guten Buch verputze.
Du bist mit Deinem Team und eurem Label „mable“ am Markt. Wie ist es dazu gekommen, sich auf große Größen zu spezialisieren?
Das machen wir ja eigentlich gar nicht ;) Bei mable geht es darum, die bestehenden Schubladen wie „Normalgröße“ und „Übergröße“ außen vor zu lassen und einfach das zu tragen, in dem man sich wohl fühlt. Dass sich Frauen rund um die Welt sowohl mit mehr als auch mit weniger Kurven wohl in ihrer Haut fühlen können, ist dabei klar.
Deshalb legen wir das Augenmerk eher darauf, bestimmte Körperformen, bei uns liebevoll „Fruchtsalat“ genannt, einzukleiden. Den Erdbeer-Mädels, also die mit viel Oberweite und den tollen Beinen, stehen andere Schnitte, als den Birnen-Damen, welche obenrum eher schmaler, dafür um den Popo üppiger sind. Wir setzten den Fokus lieber auf Schokoladenseiten, als auf ungeliebte Stellen und das Kaschieren dieser.
Seit ich mit missbartoz, vor mehr als vier Jahren gestartet bin, hat sich einiges getan im Plus Size Modemarkt. Wie siehst Du das?
Ganz meine Meinung. In Deutschland hinken wir noch ein bisschen hinterher, aber beispielsweise Belgien, Dänemark und natürlich die USA sind ganz weit vorn, wenn es um frische Schnitte geht, die keine schwarzen Säcke und Zelte sind.
Wir haben da aber auf jeden Fall noch Luft nach oben, was das Image der Plus Size – Industrie angeht. In Magazinen wird immer noch ein sehr einseitiges Bild geboten, was Körper von Frauen angeht, mehr Vielfalt würde ich mir auch da wünschen.
Neulich hat Michalsky etwas über den Modemarkt generell gesagt. Nämlich, dass man als Designer machen kann was man will, die Entwürfe hängen sechs Wochen später bei C&A, H&M oder werden über asos vertrieben. Kreativität bringt also kaum noch Geld. Macht ihr ähnliche Erfahrungen? Und ist es leichter sich in einer Nische zu positionieren?
Da hat der gute Herr Michalsky völlig recht. Allerdings sagt er das, als wäre es ein Novum. Es war schon immer so, dass die großen Designer Trends setzen, welche von Firmen wie H&M, asos & Co. aufgegriffen und mainstreamtauglich umgesetzt werden. Das heißt nicht, dass Kreativität kaum noch Geld bringt.
Kreativität hört ja nicht bei Design auf. Es ist die Idee, die um das Design herum existiert und die Frage, wofür das Label, dessen Klamotte man da gerade trägt, steht. Trägt man H&M, dann steht es für mittelmäßige Qualität, die Befürwortung von sehr schlechten Arbeits- und Lebensbedinungen für die Näher und eben für Copycat-Design.
Bei unseren Teilen steht es für Exklusivität, die Gewissheit, dass unsere Kollektion nach EU-Richtlinie unter vernünftigen Bedingungen für unsere fleißigen Nähbienchen hergestellt wird und natürlich auch für Design, das man nicht so schnell bei H&M findet. Diese großen Unternehmen produzieren Teile, die einer großen Gruppe Menschen gefallen. mable-Teile und auch unsere Philosophie sind sehr speziell und so gar nicht „mainstream“.
In der Hinsicht ist es für uns natürlich einfacher, uns in dieser Nische zu positionieren. Es gibt andererseits aber auch einfach weniger Menschen, die das Design anspricht, die es tragen möchten und auch den recht hohen Preis dafür zahlen können.
Eure Momente, seit ihr mit mable am Markt seid?
Unsere erste Show letzten August, wofür wir viel Lob und Zuspruch bekommen haben. Das erste Mal mit „Tragen Sie ‚mable‘?“ angesprochen zu werden und die erste Bestellung von jemandem zu erhalten, den man nicht kennt.
Was darf man von euch erwarten, wie wird es mit mable weitergehen?
Wir werden demnächst unsere nächsten beiden Kollektionen für Herbst/Winter 2015 und Frühjahr/Sommer 2016 vorstellen und vergrößern damit auch step-by-step unsere Größenrange für Winter bis 52 und für Sommer bis 54. Das wurde sich schon viel gewünscht und wir konnten es nun endlich umsetzen. Außerdem wird gemunkelt, dass wir im Winter auf der nächsten Fashion Week präsentieren… ;)
Ui, da bin ich gespannt! Vielen Dank Katja für das Gespräch. Ich muss sagen, dass mir euer Ansatz, ohne die Kategorisierungen „über“ „unter“ und so weiter zu arbeiten, sehr gefällt.
Und hier Bilder aus der aktuellen Kollektion:
© Photos Lookbook: Ruth Schmidt, Runway: F&J Photography
Liebe Miss Bartoz,
die Designerin hat recht, es gibt kaum Magazine, die kurvige Frauen schön in Szene setzen und nicht als mängelbehaftete „Übergrößen“ verschämt präsentieren – oder zumindest fallen sie mir im Zeitschriftenregal nicht auf.
Es wird an dieser Stelle allerhöchste Zeit für ein riesiges Dankeschön an Dich und Deinen Blog. Ich bin letzten Herbst zufällig auf diesen gestoßen und seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem ich hier nicht vorbeischaue, um zu lesen was es so Neues gibt. Blogs wie dem Deinen verdanke ich ein neues Selbstwertgefühl ( und Infos, Infos, Infos…).
Ich gehe auch häufiger auf Seiten wie Navabi oder Asos -nicht um zu kaufen, sondern einfach um kurvige Frauen wie Candice Huffine & Co. zu sehen. Die Hochzeits-Kampagne von Navabi war einfach nur atemberaubend schön.
Wie ist das im Ausland? Gibt es dort Hochglanzmagazine für Plus-Size-Mode und Beauty?
Viele Grüße aus Bayern, Simone Wolf
Liebe Simone Wolf,
kann die Woche schöner anfangen, als mit Deinen Worten? Ich glaube kaum. Vielen Dank, ich freue mich wirklich sehr über so liebe und herzliche Worte.
Ich glaube in den USA gibt es ein Magazin, das sich aber eher auf Plus Size Models bezieht.
Herzlich
Ulrike & miss BARTOZ