Kennst Du das auch? Es wird Frühling und man will sich irgendwie neu erfinden. Zumindest die alte Hülle loswerden. Hüllen in Form von dicken Stiefeln, Schals Mützen und überhaupt den ganzen Kram, der einen so umgibt und nervt. Man war ja jetzt auch viel drinnen und irgendwann ist bei mir Schluss mit gemütlich.
Ich persönlich habe dafür so Momente, den ich nutzen muss. Es kommt nämlich auch wieder eine andere Stimmung, in der ich mich nicht trennen kann. Also, nicht hinterfragen und raus damit.
Mittlerweile nenne ich das nicht mehr ausmisten, sondern häuten. Und das mache ich mit System, sonst verheddere ich mich.
Das sind meine Regeln:
Ich mach das nach Gefühl.
Es gibt diese Regel mit dem einem Jahr, so ganz kann ich das aber nicht unterschreiben. Es gibt Sachen, die habe ich fünf Jahre nicht getragen aber wenn ich sie sehe, erinnere ich mich an eine schöne Zeit.
Wenn ich ein Teil weggeben möchte, achte ich darauf, welche Gedanken und Gefühle in mir hochkommen. Sind die gut, denke ich nochmal nach, sind sie neutral frage ich mich, ob ich das wirklich brauche, sind sie negativ ist die Entscheidung einfach.
Meine uralte Rührschüssel, die schon Risse hat, ist noch bei mir. Es war eines meiner ersten Dinge, die ich auf dem Flohmarkt für meine erste eigene Wohnung gekauft habe. Eigentlich müsste sie weg, aber so lange nichts ausläuft, bleibt sie.
Mein erstes Anna Scholz Kleid, das ich einen Sommer getragen habe, bleibt. Ich werde es auch diesen Sommer nur selten tragen, aber es hängt einfach zu viel daran.
Dafür gehen viele Kleider, die ich nicht so mag, die zu warm sind, zu kurz, zu lang, zu durchsichtig, zu sackig, zu eng – eben irgendein „zu“ haben. Das reicht für negative Gefühle.
Die Regel lautet also: negatives Gefühl = raus. Alles was ein „zu“ hat = raus. Die „ja-nein-weiß-nicht“ Klamotten haben meistens einen Makel. Ein Blazer, der zwar eine Trendfarbe hat, mir die Trendfarbe aber einfach nicht steht, hat also auch ein „zu“.
Die „brauchst Du das wirklich“ Regel muss dann fast gar nicht mehr angewendet werden.
So gehe ich vor:
1.) Kleidung:
Alles auf einmal, das funktioniert nicht. Zuerst sind die Klamotten dran. Auf die Kleiderstange kommt das, was ich bei Kleiderkreisel verkaufe. Für viele Käufer gibt es noch ein kleines Goodie dazu, so werde ich Nagellacke, Tücher und andere Kleinigkeiten auch mit los und andere freuen sich. In einen Wäschekorb kommt das, was ich zu Oxfam gebe. Wenn ich Ladenhüter auf Kleiderkreisel habe, kommen die einige Zeit später auch dort hin.
Diese Initiative wird von Freiwilligen organisiert und es gibt in jeder Stadt Shops, die alles mögliche annehmen. Dort werden die Sachen verkauft und sozialen Projekten zugeführt. Für mich eine viel bessere Sache als die Altkleiderboxen. Da bin ich mir nie so sicher, wer sich da noch so alles bereichert. Bevor jemand fragt, meine Kleidung ist für die Kleiderkammer der Flüchtlingshilfe zu groß ;)
Danach wird jede Schublade, jedes Board, jede Kiste, alles was in meinem Schlafzimmer so ist, aufgemacht und geprüft. Diese Saison hat Oxfam noch einen Schuhkarton voll Modeschmuck von mir bekommen.
Weiterführende Artikel:
- Eine gute Sache ist es übrigens auch, mal andere in den Kleiderschrank schauen zu lassen. Haben wir vor einem Jahr mal gemacht: Aus alt mach neu.
- In sechs Schritten zum Perfekten Kleiderschrank: Sechs Tipps
- Schmuck richtig aufbewahren: Gastartikel von Karolina
2. Bücher und CDs:
Hier gehe ich ähnlich vor. Dazu nehme ich gleich mein Smartphone in die Hand und rufe die momox App auf. Momox ist ein Anbieter im Internet, der CDs, Bücher, DVDs und mobile Phones ankauft. Mit der App kann ich direkt den Code einscannen und die App zeigt mir an, was ich dafür bekommen würde. Ich setzte mir vorher einen Betrag, den ich haben will. Zum Beispiel 2 Euro pro CD. Für einige gibt es 5€, für andere nur 0,20 Cent. So bilde ich dann einen Durchschnitt. Ab 10 Euro Ankaufswert bekommt man einen Paketaufkleber und schickt die Sachen weg. Wenn alles in Ordnung ist, wird das Geld wenige Tage später überwiesen.
Ich hatte es auch schon mal, das etwas nicht in Ordnung war. In dem Fall wird man angeschrieben und gefragt, ob man mit einem neuen Preis einverstanden ist. Wenn nicht, schicken die einem die Sachen, die nicht ok waren, zurück. Momox ist ein riesiges Unternehmen und übrignes nicht gemeinnützig.
Die Sachen, für die ich nichts bekomme, gehen gleich zu Oxfam. Ich stelle meine Sachen aber auch oft direkt mit einem Zettel dran ins Treppenhaus. Das ist schön, wenn einem die Nachbarn später erzählen, wie sie meine Bücher fanden und dass sie sie weiterverleihen.
Bücher und CDs nehmen übrigens auch die Bücherhallen an. Dort werden sie meistens für einen Flohmarkt gebraucht. Der Erlös wird wieder in Bücher gesteckt. Auch eine gute Sache.
3. Technik:
Man glaubt ja nicht, was man für ein Kabel bekommen kann. Ich hatte neulich einen Adapter verkauft, der richtig was gebracht hat. Also es lohnt sich, auch Sachen anzubieten, von denen man gar nicht richtig weiß, wozu sie gut sind.
Dass man es nicht mehr braucht, merkt man oft gar nicht. Erst wenn man mal diese Kisten und Schubladen aufmacht und sich wundert, was sich so ansammelt.
Trotzdem ich großer Fan der digitalen Revolution bin, hasse ich es, dass Geräte ständig neu angeschafft werden müssen, da sie sonst nicht mehr funktionieren. Dabei warte ich schon immer, bis nix mehr geht. Es dürfte also, im Vergleich zu anderen, recht wenig sein.
Für den Technik-Kram nehme ich meistens ebay. Auch wenn ich die Oberfläche schlimm finde. Worst-usabillity-website-ever, in einem Atemzug mit tmobile zu nennen. Tipp: die mobile App ist wesentlich angenehmer zu bedienen.
Das ganze Zeug wird man dort gut los. Gern auch über ebay-Kleinanzeigen. Damit habe ich (fast) nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn dann so ein Nerd zu einem kommt und fragt ob das „Dingsbums“ (von dem ich nicht wusste, das es ein Dingsbums ist) auch verkauft werden soll und einem noch was abkauft, das eigentlich in die gelbe Tonne sollte, wird es richtig nett.
Auch hier mache ich es so, dass das was nicht verkauft wird, anderen noch nützt. Für die den Technik-Kram fahre ich in ein sozial Kaufhaus. Das geht zwar nur so beding auf, weil einige auch Gewinne machen müssen, aber immer noch besser als der Wertstoffhof.
4. Die große Sachen:
Allein schon, weil ich ein Regal nicht auseinanderbauen, runter schleppen und transportieren will, lasse ich die Käufer zu mir kommen. Über Kleinanzeigen, Stuffle oder Shpock. Vor ein paar Monaten war ein Paar bei mir, die mein Bett für ihre Tochter kaufen wollten. Der Vater hat in 15 Minuten das Ding abgebaut, mit der Mutter habe ich Tee getrunken dann haben sie es runter geschleppt und in ihren Kombi gepackt. Alle vier waren glücklich.
Übrigens funktioniert das auch umgekehrt. Wenn ich etwas suche, schaue ich erst, ob es nicht jemand loswerden will. Wenn ich im Ikea stehe und etwas toll finde, schaue ich erst, wer das gerade verkauft. Das geht oft auf, wenn nicht auf ebay dann auf einer der beiden FlohmarkApps, die ich installiert habe.
Nur bei Klamotten ist es nicht so einfach. Wer was cooles in der Größe 52 hat, gibt es so schnell nicht wieder her. Übrigens, es gibt auch XXL Flohmärkte (falls ihr noch welche wisst, ich nehme immer sie alle auf)
Darum ist ausmisten gut
Eingangs hatte ich erwähnt, dass ich es häuten nenne denn so fühle ich mich. Wenn alles wieder ordentlich und sauber ist, fühle ich mich auch aufgeräumt. Wenn mein Kleiderschrank wieder luftig ist, fühle ich mich auch leichter. Es ist übrigens viel einfacher morgens aus einem wenig bestückten Kleiderschrank etwas zu nehmen, als aus einem voll gestopften.
Ich finde es auch gut, zu wissen was alles in den Kisten auf dem Boden ist und was in jeder Schublade. Das erleichtert irgendwie mein Leben, schärft meine Sinne und ich fühle mich freier.
Der zweite Aspekt ist das Recyclen. Etwas wieder in den Kreislauf zurückgeben ist schon seit einigen Jahren meine Philosophie. Ich schaue auch immer erst in den Keller, wenn ich etwas brauche, ob ich nicht aus zwei Kisten und etwas Farbe ein neues Regal zimmern kann, bevor ich etwas neues anschaffe. Aber Vorsicht: auch hier kann sich viel Kram ansammeln. Jedes Stück Holz muss man nicht aufbewahren. Die Erfahrung habe ich gestern gemacht.
So richtig in den Müll kommt fast nichts, was nicht noch jemand gebrauchen kann. Und es kann immer jemand etwas gebrauchen und es gibt immer jemanden, der noch nicht die Krimis von Henning Mankell gelesen hat, auch wenn das schwer vorstellbar ist. Mein Nachbar hat jetzt jedenfalls Lesestoff für das ganze Jahr.
So und jetzt muss ich noch mal eben in den Keller, die leere Kleiderstange verstauen.
Wer sich dafür interessiert: das gibt es zur Zeit von mir auf Kleiderkreisel (verlinkt direkt auf mein Profil) das Meiste ist immer ratz fatz weg, es kommt aber auch immer wieder was nach. Spätestens, wenn ich meine Sommergarderobe vom Dachboden hole. Wenn euch etwas gefällt und ihr nicht bei KK seid, könnt ihr auch hier in den Kommentaren nachfragen. Ich wollte jetzt nicht ein zweites Mal alles hochladen.
Darf ich fragen wieso du momox, einen großen Onlinehändler empfiehlst? Kleine Antiquariate vor Ort kaufen einem die Bücher und CDs zum ähnlichen Preis ab, und man unterstützt den lokalen Buchhandel, der es echt schwer hat. Päckchen packen fällt auch weg.
Das finde ich eine super Idee! Ich ändere den Text. Momox dann nur noch für Hardware.